Länderreien der Insel Sala Tiranija #1

Die Bäume zischten mit einer hohen Geschwindigkeit an Kira vorbei. Sie genoss den Wind an ihren Flügeln, und das Gefühl von Freiheit, welches dadurch entstand. Sie konnte Asheruns Atem hinter sich hören und sah ein Licht, das schnell heller wurde je näher sie ihm kamen. Und da war es. Weit und unendlich erstreckte das Meer sich vor ihnen aus. Die Wellen schlugen schäumend gegen den Klippenrand vor ihnen und wehte den salzigen Geruch die Klippe hinauf. Mit leuchtenden Augen betrachtete Kira die herrlichkeit vor ihr. "Es ist so..."

"...faszinierend?", schlug Asherun grinsend vor. Er hechelte leicht nach dem schnellen Lauf.
Karel war erst auf halber Strecke. Er seufzte leise und ging in normalem Tempo weiter. "Sollen sie doch, wenn sie wollen... aber mich sollen sie dabei ja aus dem Spiel lassen...."

"Genau das wollte ich sagen." Kira strahlte breit und drehte sich zu Karel um, der langsam aus den Bäumen auftauchte. "Was hast du eigentlich gegen Wasser?" fragte Kira, die zu Asherun ging, ihn kraulte und dabei gleichzeitig weiterhin auf die riesigen Wassermassen vor ihnen starrte.

"Blut ist dicker als Wasser. Das ist alles. Natürliche Abneigung vielleicht." Karel seufzte leise und lehnte sich an einen Baum. Mit verschränkten Armen sah er zu Asherun, der immer noch schnurrte und wie eine zu groß geratene Hauskatze wirkte, der man beigebracht hatte, 'ich will thunfisch!' zu sagen.

Asherun kletterte über den Klippenrand, auserhalb von Karels Blickfeld. Kira drehte sich erstaunt zu Karel um. "Das solltest du dir mal ansehen." Fasziniert blickte sie über den Rand.

Karel seufzte. "Manchmal... gibt's da einfach solche Tage, an denen man erst besser gar nicht aufsteht", murmelte er vor sich hin, während er sich von dem Baum abstieß und näher zu der Klippe kam. "Was ist denn jetzt schon wieder los?"

Als Karel zur Klippe trat und hinunter sah, konnte Asherun sehen, der sich direkt unter ihm mit den Krallen in die Wand gehakt hatte. "Hallo~" sagte dieser mit einem breiten Grinsen und war im nächsten Moment wieder heroben und aus Karels Blickfeld hinter ihm verschwunden.
"Aber du musst schon zu geben. Das Wasser ist wunderschön." Verträumt sah Kira zum Horizont. Sie fragte sich, wie Wasser sich wohl anfühlen würde. Auf der Haut. Einzutauchen.

Asherun hatte sein 'ich-hab-dich'-grinsen aufgesetzt und holte mit einer Pfote aus, um Karel nach unten ins Wasser zu schubsen.
Er bekam jedoch nur ein 'Wehe.' als Antwort, ohne dass Karel sich zu ihm umgedreht hatte. "Wenn du das tust, endest du als Pelzmantel." Die Raubkatze schob trotzig den Unterkiefer vor. "Nichts darf man hier...."

Kira sah zu Asherun nach hinten, dann zu Karel, der den Blick immer noch starr nach vorne gerichtet hatte, wie sie soeben auch noch. Da kam ihr ein Gedanke. Sie gab Karel einfach einen Schubs. Der riss erstaunt die Augen auf, und fiel Richtung Wasser. Kira lachte, Asherun starrte nur verdattert auf den Fleck, wo Karel eben noch gestanden hatte.
Kira flog in die Luft, machte eine anmutige Schlaufe, und bewegte sich in einer Schraube drehend, mit dem Kopf voran nach unten. Lächelnd schloss sie die Augen und genoss das Gefühl ins Meer einzutauchen. Sie öffnete die Augen und sah nach oben, zu der von Licht durchdrungenen Wasseroberfläche. Fasziniert beobachtete sie eine größere Luftblase, die aus ihrem Mund nach oben trieb. Als diese angekommen war, schwam Kira hinterher, wobei sie jedoch einfach nur mit den Flügeln schlug, so wie in der Luft auch. Sie tauchte dirkt neben Karel auf und ließ sich auf dem Rücken treiben. "Wasser ist schön."

Karel sah mit zuckendem Auge nach oben. "DU! Komm her, sofort! Oder du endest als Bettvorleger!" Mit einem Knurren sah er zu Asherun, welcher inzwischen angefangen hatte zu lachen.
"Aber ich war's doch gar nicht! ...auch egal. ARSCHBOMBE!" Mit einem lauten Platsch landete er direkt neben Karel im Wasser, welcher nun eindeutig ziemlich genervt war und mit den Zähnen knirschte.

Als Kira Karels Gesichts sah lachte sie. "Siehst du. Wasser ist gar nicht schlimm." Sie tauchte unter und betrachte die Fischwelt unter sich. Ein siber schimmerner Schwarm zog langsam und in einklang unter ihnen vorbei. Träge ließ Kira sich sinken und tauchte zwischen ihnen ein. Die Fischen schwamen nicht zur Seite und schienen sich sogar richtig wohl in Kiras nähe zu fühlen. Sie ließen sich sogar streicheln. Oben an der Wasseroberfläche trieb Karel immer noch. Schnell wie ein Pfeil schoss Kira nach oben um genug Schwung zu haben, um aus dem Wasser zu kommen. Außerhalb der Wasseroberflächenspannung breitete sie die Flügel aus und schwebte Millimeter über dem Nass. "Ich finde Wasser herrlich. Es ist so.. faszinierend. Von war es einfach nur eine blaue Weie, aber..." Kira berühte mit ihren Fingerspitzen sanft und leicht die Flüssigkeit. "Hier ist es weicher als Seide."

Karel sah wieder - immer noch ziemlich demotiviert und Asherun verfluchend - zu Kira. "Du findest auch an allem irgendwie was Tolles, huh?", meinte er gelangweilt.

"Meinst du?" Nachdenklich drehte Kira sich im Flug auf den Rücken, und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. Träge betrachtete sie die Wolken, als sie über diese faszinierende Frage nachdachte. "Kann sein." Ich bin schon länger hier, aber trotzdem... kann ich mich der Faszination und des Staunens einfach nicht entziehen. Sie streckte die Hand aus, als wollte sie den Himmel berühren, obwohl sie nur wenige Milimeter über dem Ozean schwebte. Wie ein Meer aus Flammen breitete sich ihr leuchtend rotes, gelockt, gwelltes Haar auf dem Wasser aus. "Kannst du das denn gar nicht verstehen? Wie siehst eigentlich bei dir aus?"